Donnerstag, 17. Juli 2008

Jugendbewegung und the Cornulla Incident

Was in Sydney besonders auffällt, wenn man Abends in diverse Lokale pilgert, ist das Fehlen von Jugendsubkulturen.
"Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein!" war anscheinend nicht in den Charts hier, weswegen im Enmore Theatre (das hatten wir bereits) nicht nur Punksbands auftreten, sondern auch The Bangles. Das finde ich zwar gut, aber leider kann ich sie mir nicht ansehen. Das wäre toll gewesen...

Als Ersatz war ich vor ein paar Tagen im Metro Theatre bei Strung Out und No Use For A Name. Das Konzert war so, wie man es sich erwartet, nur sehr viel leiser als gewohnt, denn Aussies plaudern auch gerne während den Shows. Da natürlich Rauchverbot herrscht, hat das Management übrigens die tolle Idee gehabt, das ganze Lokal mit Teppich auszulegen, weshalb, da Getränke erlaubt sind, das eine ziemliche "sticky situation" war.
Die Leute sind auch merklich ruhiger. Das hat mir auch Joe bestätigt. Joe ist der "bouncer" im Metro, also eine Art Türsteher. Im Gegensatz zu den Exemplaren, die bei uns heimisch sind, bei denen man nie genau sagen kann, wann der Kopf aufhört, der Hals beginnt und die deswegen vor der Tür stehen, weil sie nicht durchpassen, war Joe klein, dünn und ungefähr 5 Jahre vor der Pensionierung. Joe hat seine Sache aber sehr souverän gemeistert.
Da man, wie erwähnt, nicht rauchen darf und Bier teuer ist (dafür wird keine ID überprüft), werden Zigaretten (ja, die, die man legal erwerben kann) in der Runde weitergegeben und man blickt hektisch über die Schulter, ob nicht die Security (wie gesagt, grob 60 Jahre alt) schon lauert. Dafür sind die Sprüche die gleichen: "Just what I needed!", bla bla bla...
Was neben dem durch MTV shows a la "Parental control" hervorgerufenen Zerfall von hormoneller Jugendhärte übrigbleibt, ist eine Mischung von allen möglichen Stereotypen. Surfies, Emokids, Flanellhemden, sogar Mods, nur keine Skinheads! AHHH!!!

Da naturgemäß aber eine Gruppe die bad boys sein muss, wurden die Surfies dazu auserkoren. 2005 haben sie dann ihre Gesellenprüfung bravourös absolviert:


Cornulla ist ein Suburb Sydneys. Die Übersetzung Vorort ist nicht ganz zutreffend, da die ganze Stadt in Suburbs eingeteilt ist. Cornulla liegt im Süden der Stadt und hat einen eigenen Strandzugang.
Deswegen treffen sich dort alle Jugendlichen im Shire (so eine Art Überordnung der Suburbs) und gehen surfen.
Surfen ist ein Sport, der mehr oder weniger nur von Menschen kaukasischer Herkunft betrieben wird. In der Gegend um Cornulla leben aber auch viele Menschen aus dem Mittleren Osten, die ebenfalls gerne am Strand sind, nur eben nicht zum surfen.
Was genau geschehen ist, ist schwer nachzuvollziehen, doch im Dezember 2005 (Hochsommer) kam es zu einer Massenschlägerei zwischen den hiesigen Rettungsschwimmern und einer Gruppe "Lebanese", despektierlich "Lebs" genannt. Angeblich wollten die, nicht alle aus dem Libanon kommenden, Burschen ein Zeichen gegen den Wertezerfall in Australien setzen, da die Aussie-Kids nicht mehr tun würden, als Bier trinken und eben surfen. Das klingt für mich etwas weit hergeholt, aber was weiß man. Ich glaube ja, das war schlicht ein Platzhirschverhalten.
Egal wie, aber das ließen sich die "Shire Boyz" jedenfalls nicht gefallen, organisierten sich kurzenhand mittels SMS, skandierten markige Sprüche, gaben sich tolle Namen, wie (the best of grauslich):
- We grew here, we flew here
- Aussie Pride
- Ethnical Cleansing Unit

Mehrere Tage kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den zwei rivalisierenden Gruppen, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Was vom Tage 11. Dezember 2005 übrig blieb, ist ein Monopoly-Ableger, bei dem man den Strand zurückerobern muss, und der klebrige Dunst von Rassismus, der seit dem an den Surfies haftet.
Um die Stimmung zum Ende hin etwas aufzuheitern:
Känguru schmeckt besser als Emu, schmeckt besser als Krokodil!
Dafür sind "garlic butter filled prawns" die großartigste Erfindung, seit dem es Essen gibt, das man nicht auf Rendez-vous bestellen darf und Weizengrassaft schmeckt herrlich. Wie eine frisch gemähte Wiese.

Where do you weigh a whale?

At the Whaleweightstation!

2 Kommentare:

Flo Enpunkt hat gesagt…

"We gew here - we flew here" versteh ich nicht. Da halt ich's lieber mit dem Klassiker "Inländer Rum, Ausländer raus" ...und noch viel Spaß wenn die Kripo deinen Blog ausforscht.

Noch meinen aktüllen Lieblingsspruch, um das Niveau des Blogs auf ein erträgliches Maß herunterzustutzen:
"Wenn ich einmal 50 bin, dann möchte ich eine 25jährige Freundin haben die so dreckig ist wie ein Fischerboot vor Makronesien!"

The Joker hat gesagt…

Dere Flo, dere Clemi
Hab endlich mal Zeit gefunden mich durch deine fard und softfacts durchzuackern, du schreibst ja, als hättest du in Australien einen Internetzugang in der Arbeit und eben dort wenig zu tun.

War eine echt amüsante Stunde.
Viel Spaß noch in Australien und schöne Grüße (von der ganzen Krenner-family) denk ich mal.
Kenn die Band nicht, die du da empfohlen hast, musst mir mal zum anhören geben.

lg