Sonntag, 27. Juli 2008

Complete the circuit

Heute lernen wir, was die Wappentiere Australiens mit den City Slickers zu tun haben.
Sie kommen, Dank meiner formidablen Assoziationsgabe, in der heutigen Depesche vor und schließen die vor einiger Zeit angefangenen Kapitel bezüglich der australischen Fauna und des Sports.

Da haben wir uns also einiges vorgenommen.

Ich möchte mit einem tollen Fakt beginnen, das euch auf allen Small-talk Parties den Weg ebnen soll, uninteressante Menschen davon zu überzeugen, dass ihr grundsätzlich immer mehr Ahnung von so ungefähr allem habt.
Das Emu, ein Tier mit dem Charisma eines Fahrstuhlmusikkomponisten, und das Rote Riesenkänguru, das laut Information meines Vermieters Bill ein ziemliches Arschloch ist, sind nicht nur deswegen im Wappen, weil sie in Australien heimisch sind (da hätte man ja gleich diesen gottlosen Koala nehmen können, der ist ungefähr genauso ehrfurchtgebietend), sondern weil diese Tiere eines nicht können: Rückwärts gehen.
Das soll Australier motivieren, stets nach vorne zu schreiten.

Eigentlich ja eine nette Idee, aber man merkt die totale Unkonzentriertheit des Werkschaffenden, denn bitte, wie sollen denn Emu und Känguru vom Schild wegegehen, wenn sie schon anstehen? Sie müssen also elendiglich verhungern. Schade.


Ein ähnlich heldenhaftes Benehmen schildert auch Andrew Paterson, der uns auch schon einmal über den Postweg gelaufen ist. (Hier möchte ich explizit auf diesen unwahrscheinlich guten Wortwitz hinweisen! Danke!) Andrew, von seinen beiden Freunden Banjo genannt, hat uns nicht nur den Text zu Waltzing Matilda geschenkt, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass André Rieu, noch so ein Arschloch, ständig im australischen Fernsehen auftritt und alle tollen Sing-alongs und Walzer mit seinen Geigenversionen zerstört.

Trotz dieses Nummer 1 Hits hat Banjo 1890 noch das australische Nationalepos "The man from Snowy River" geschrieben, welches auch auf dem $10 - Schein hinter seinem Konterfei abgedruckt ist. In diesem Werk geht es um einen jungen Stockman (auf deutsch: Cowboy), der ein preisgekröntes junges Pferd, das aus seinem Stall geflohen (bemerke die Ähnlichkeit: Flohen - Fohlen! Zufall? Ich glaube nicht!) ist, durch todesmutige Manöver wieder zurückholt. Also die rudimentäre Vorlage für City Slickers!

Und hätte Russel Crowe in City Slickers mitgespielt, wäre meine Überleitung zum letzten Themenbereich "Sport" grandios gelungen. So muss ich einen alten Dingo-Trick anwenden:

Sieh mal da, ein toter Vogel:


Sport!
Australier mögen Sport und am Samstag haben die Wallabies das erste Mal seit geschätzt 17 Jahren gegen die All blacks gewonnen. Das war schön, aber wir waren eigentlich ja bei Russel Crowe. Dieser ist Teileigentümer von den South Sydney Rabbitohs, einem Rugby League Team aus der City of Villages! Und das, obwohl er ja eigentlich Kiwi ist.

Die Rabbitohs sind der Wiener Sportklub Australiens, die treuesten Fans, aber ein mieserabler Verein. Irgendwie mag ich ja die Bunnies, aber leider versagen sie regelmäßig.
Samstags haben sie zum Beispiel gegen die Newcastle Knights abgeloost, aber mein Blog hat noch nicht genug Außenwirkung, um die von mir propagierte Schlagzeile: "Kerbenok finally slain by bold round table without handgranates!" durchzusetzen.

Wer das nun verstanden hat, sollte sich dringend einen neuen Lebensabschnittspartner suchen!

Auf die Premiere von "Pokemon 3 - das Ende der Finsternis" zu warten, wird nicht als Sozialleben gewertet!
Zu guter Letzt noch ein finaler Versuch, doch irgendjemanden zu animieren, an meinem ereignisreichen Leben teilhaben zu wollen.
Die dritte Runde des "
Clemens, bring mir was tolles mit!" - Gewinnspiels!

Heute müsst ihr erraten, wer der Herr am unteren Bild ist. Kleiner Tip: Ihr alle kennt ihn, er hat gerade für $ 45.000 eine Gesichtsoperation machen lassen und Probleme mit der Steuer:

Dienstag, 22. Juli 2008

Erstes Photo

So, da ich nun endgültig mit dem Gerücht aufräumen möchte, dass ich nichts anderes tue, als Kaffee zu kochen und dieses Blog zu schreiben, hier nun der "Beweis" meiner Tätigkeit:



Man mag vielleicht nicht viel erkennen, aber unter uns: Hätte ich ein besseres Photo, hätte ich das gepostet... Eine einwandfreie Beweisführung.

Man sieht mich (falls man es nicht erkennt) beim Österreicher-Treffen am Weltjugendtag 2008 hinter dem Herrn, der wie William Dafoe aussieht. Das ist Herr Stock, unser Generalkonsul. Meine Stirn wächst sozusagen aus des Weihbischofs Lackners Mütze.

Das Photo, wie ich staatsmännisch die vorarlbergische Delegation der Katholischen Jugend beim Deutschen Konsulat abhole, weil sie nicht zum österreichischen fanden, und ich dafür eine von ihnen unterschriebene Fahne erhalten habe, wird noch nachgereicht, falls es mir endlich geschickt wird. Die Fahne schmückt jetzt meinen Arbeitsplatz.

Montag, 21. Juli 2008

Mea culpa

Nachträglich wünsche ich Ily Dip alles Liebe zum Geburtstag!

Hurra! Hurra! Hurra!

As the fight goes on!


Nachbarn mögen sich nicht.

Dieses Naturgesetz ist unabdingbar und angeblich steht beim sechsten Gebot auf der Steintafel eine Fußnote, die im Notfall auch hier Absolution verspricht.

Die Tatsache, dass ich meine Nachbarn nicht ausstehen kann, wird wohl zu keinen Muskelkatern im Kinnladenbereich der geneigten Leserschaft führen, aber ehrlich: NIEMAND will um 6 Uhr von einer Horde Flughunde aufgeweckt werden. Diese poussierlichen Tierchen leben nämlich zeitweise bei mir im Garten und machen zusammen mit einer Bandicoot-Familie im Dachstuhl Rabatz!

Deswegen ist es nur logisch, dass sich Australier nicht mir Kiwis verstehen. Ich verstehe mich zwar mit ihnen, verstehe sie aber nicht.

Einer der größten Reibungspunkte ist, wer der Erfinder der Nationalspeise ist, wahlweise "Australian meat pie" oder "Kiwi meat pie" genannt. Ja, pies müssen nicht süß sein oder mit einem Kreis zu tun haben. Manchmal werden sie auch mit Rindfleisch und Gravy (Yussi hat seine Liebe dazu bereits artikuliert) gefüllt und mit "Sauce" übergossen. Ich habe zwar keinen Unterschied zu Ketchup feststellen können, aber es ist angeblich nicht ident. Wirklich komisch ist jedoch, dass es Menschen gibt, die sich ernsthaft für die englische Küche verantwortlich zeichnen wollen. Ich verweise auf den Genpool.

Da pies nicht gerade das El Dorado der Vitamine sind, gibt es auch grandiose Ideen, um ernährungs- bewußte Damen auf der Suche nach einem Seelenpartner davon zu überzeugen, dass Fleisch nur die Beilage ist.

Lang lebe "The magic salad plate" (eine der graßartigen Werbungen, die mich hier erfreuen)!

A propos Werbung und groß:


Noch eine tolle Erfindung von down under:

The Tim Tam Slam!

Tim Tams sind Schokoriegel, eigentlich nicht sonderlich spannend, und schmecken ganz gut. Auf jeden Fall besser als Schokolade mit Kimchi-Geschmack, und ja, die gibt es hier.

Nun darf man Tim Tams nicht einfach so essen, sondern muss beide Enden abbeissen und heissen Kakao durch den Riegel trinken. Dabei schmilzt die Füllung, die man gleich mit verzehrt. Spart Zeit - Schmeckt gut!

Und zu guter Letzt das Hausmittel der Aussies gegen Halsschmerzen:

Vegemite tea! Das finde sogar ich schon widerlich.
So, genug Bilder aus dem Netz gestohlen für heute! Die Kripo soll ja auch was zu tun haben.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Jugendbewegung und the Cornulla Incident

Was in Sydney besonders auffällt, wenn man Abends in diverse Lokale pilgert, ist das Fehlen von Jugendsubkulturen.
"Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein!" war anscheinend nicht in den Charts hier, weswegen im Enmore Theatre (das hatten wir bereits) nicht nur Punksbands auftreten, sondern auch The Bangles. Das finde ich zwar gut, aber leider kann ich sie mir nicht ansehen. Das wäre toll gewesen...

Als Ersatz war ich vor ein paar Tagen im Metro Theatre bei Strung Out und No Use For A Name. Das Konzert war so, wie man es sich erwartet, nur sehr viel leiser als gewohnt, denn Aussies plaudern auch gerne während den Shows. Da natürlich Rauchverbot herrscht, hat das Management übrigens die tolle Idee gehabt, das ganze Lokal mit Teppich auszulegen, weshalb, da Getränke erlaubt sind, das eine ziemliche "sticky situation" war.
Die Leute sind auch merklich ruhiger. Das hat mir auch Joe bestätigt. Joe ist der "bouncer" im Metro, also eine Art Türsteher. Im Gegensatz zu den Exemplaren, die bei uns heimisch sind, bei denen man nie genau sagen kann, wann der Kopf aufhört, der Hals beginnt und die deswegen vor der Tür stehen, weil sie nicht durchpassen, war Joe klein, dünn und ungefähr 5 Jahre vor der Pensionierung. Joe hat seine Sache aber sehr souverän gemeistert.
Da man, wie erwähnt, nicht rauchen darf und Bier teuer ist (dafür wird keine ID überprüft), werden Zigaretten (ja, die, die man legal erwerben kann) in der Runde weitergegeben und man blickt hektisch über die Schulter, ob nicht die Security (wie gesagt, grob 60 Jahre alt) schon lauert. Dafür sind die Sprüche die gleichen: "Just what I needed!", bla bla bla...
Was neben dem durch MTV shows a la "Parental control" hervorgerufenen Zerfall von hormoneller Jugendhärte übrigbleibt, ist eine Mischung von allen möglichen Stereotypen. Surfies, Emokids, Flanellhemden, sogar Mods, nur keine Skinheads! AHHH!!!

Da naturgemäß aber eine Gruppe die bad boys sein muss, wurden die Surfies dazu auserkoren. 2005 haben sie dann ihre Gesellenprüfung bravourös absolviert:


Cornulla ist ein Suburb Sydneys. Die Übersetzung Vorort ist nicht ganz zutreffend, da die ganze Stadt in Suburbs eingeteilt ist. Cornulla liegt im Süden der Stadt und hat einen eigenen Strandzugang.
Deswegen treffen sich dort alle Jugendlichen im Shire (so eine Art Überordnung der Suburbs) und gehen surfen.
Surfen ist ein Sport, der mehr oder weniger nur von Menschen kaukasischer Herkunft betrieben wird. In der Gegend um Cornulla leben aber auch viele Menschen aus dem Mittleren Osten, die ebenfalls gerne am Strand sind, nur eben nicht zum surfen.
Was genau geschehen ist, ist schwer nachzuvollziehen, doch im Dezember 2005 (Hochsommer) kam es zu einer Massenschlägerei zwischen den hiesigen Rettungsschwimmern und einer Gruppe "Lebanese", despektierlich "Lebs" genannt. Angeblich wollten die, nicht alle aus dem Libanon kommenden, Burschen ein Zeichen gegen den Wertezerfall in Australien setzen, da die Aussie-Kids nicht mehr tun würden, als Bier trinken und eben surfen. Das klingt für mich etwas weit hergeholt, aber was weiß man. Ich glaube ja, das war schlicht ein Platzhirschverhalten.
Egal wie, aber das ließen sich die "Shire Boyz" jedenfalls nicht gefallen, organisierten sich kurzenhand mittels SMS, skandierten markige Sprüche, gaben sich tolle Namen, wie (the best of grauslich):
- We grew here, we flew here
- Aussie Pride
- Ethnical Cleansing Unit

Mehrere Tage kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den zwei rivalisierenden Gruppen, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Was vom Tage 11. Dezember 2005 übrig blieb, ist ein Monopoly-Ableger, bei dem man den Strand zurückerobern muss, und der klebrige Dunst von Rassismus, der seit dem an den Surfies haftet.
Um die Stimmung zum Ende hin etwas aufzuheitern:
Känguru schmeckt besser als Emu, schmeckt besser als Krokodil!
Dafür sind "garlic butter filled prawns" die großartigste Erfindung, seit dem es Essen gibt, das man nicht auf Rendez-vous bestellen darf und Weizengrassaft schmeckt herrlich. Wie eine frisch gemähte Wiese.

Where do you weigh a whale?

At the Whaleweightstation!

Montag, 14. Juli 2008

Zieht euch blau an!

Ich bin ja bekanntermaßen ein wahnsinnig offener Mensch, der sich auch mal gerne den Reizen neuer Trends hingibt. Zeitgeist-Clemens hat sich also auf die Suche nach neuen Strömungen begeben, um euch schon heute von dem zu erzählen, was die Passage-Society in einem Jahr erwartet und sie glauben lässt, dass sie dem Puls der Zeit nicht nur folgt, sondern ihn mitbestimmt.

Um dazu ein schönes Zitat zu bemühen: "Zeitgeist my ass!"

Ich bin kürzlich durch die Oxford Street gepilgert, welche Bondi mit Dalinghurst verbindet. Verallgemeinernd geht man also von den Surfies über Räucherstäbchenschnüffler zu Blackjack and Hookers. Oxford Street kann man sich ein klein wenig wie den 7ten Bezirk vorstellen, nur sieht man mehr Leute mit wahlweise Nadeln im Arm oder Klebstoffflasche im Gesicht.

Hier habe ich ein grandioses Geschäft gefunden, das "Uber Bikram Yoga" anbietet. Bikram Yoga ist "normales" Ashtanga-Yoga in einem Raum, der auf ca 40 Grad geheizt wird. Ich habe das schon mal in Wien ausprobiert und dachte mir, das hilft sicher gegen meine beginnenden Rückenschmerzen, die vom "zu oft beim Lineout auf selbigen landen" herrühren dürften. Was genau das "Uber" bedeutet, wurde mir sodann erklärt:

"We thought that, if Yoga at 40 degrees is good, than we heat the room up to 50 degrees to increase the results."

Gut, also Yoga bei 50 Grad....

Meine naive Frage, ob sie nicht Angst haben, dass ein Konkurrent Yoga bei, sagen wir einmal, 60 Grad anbietet und sie so ausbootet, wurde mit schierem Unglauben quittiert.

"Yoga at 60 degrees, are you mad, mate? Noone would do yoga at 60 degrees!"

Stimmt, wie komme ICH nur auf eine solch ausnehmend dumme Idee....

Aber egal, meinem Rücken geht es besser.

Der zweite, meiner Meinung nach VIEL coolere Trend ist Synästhesie! Das ist die an sich physiologische Verknüpfung von verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung in ein nicht kohärentes System.

Zwei getrennte Bereiche werden also assoziiert: Hören mit Spüren; Schmecken mit Bewegung;... Also zum Beispiel "warmes Gelb" oder "rötlich schmeckender Holundersaft".

Das ist ja noch einleuchtend, aber wenn man das ausgeprägt hat, kann man wie Jimi Hendrix seine Gitarrensoli nicht in Notenfolgen, sondern in Farbsträngen ausdrücken. Klingt zwar toll, aber leider kann man das nicht lernen und nur ungefähr jeder 2000ste Mensch hat diese "Gabe". Frauen sind übrigens im Verhältnis zu Männern 7:1 im Vorteil. Uns bleibt wieder einmal nur die Rot-Grün Farbenblindheit, da kann es noch so viele Volksbegehren geben.

Der Hinweis, dass man das nicht erlernen kann, hindert natürlich findige Geschäftsleute nicht, Abendschulen dafür anzubieten. Die Werbung dafür ist etwa ein Text in Farbenfolgen, die einen LSD-Trip des Mitarbeiters der Werbeagentur vermuten lassen, und der Beisatz, dass man so jeden Text sehen könnte. Aber: Wer will das?

Als fach- und beitragsübergreifender Gimmick hier also das Vater Unser auf Englisch und bunt:

So sieht das also aus und in ein paar Monaten gibt es in der Passage sicher ein paar Damen, die auf ihrem Top Sachen stehen haben, wie: "I can see coloured letters!" Ein brrrrrrrr vom ganzen Herzen!

Meine Kollegin Äva (eine vorarlbergerisch redende Chinesin - leicht irritierend zu Beginn) riecht so nebenbei gerne an der Druckertinte. Ob es dafür einen Ausdruck, außer vielleicht "weird", gibt, habe ich noch nicht herausgefunden.

Sonntag, 13. Juli 2008

Only Crab Juice and Klav Kalash

Heute soll es unter anderem einmal um das Balz- und Feierverhalten unserer gefiederten Freunde aus dem Land, das ganz sicher nicht mehr Kansas ist, gehen.

Ich war nach dem grandiosen Erfolg der Sydney University über einen Gegner, der es nicht verdient hat, namentlich genannt zu werden, auf einer Party eingeladen. Wie nett, dachte ich mir. Als Ort wurde mir ein Pub names "Liobnbruu" genannt, welches in den Rocks liegt. Die Rocks sind das älteste Viertel Sydneys, also ca 200 Jahre alt, und entbehren nicht eines gewissen Charms. Der geneigte Leser/Die geneigte Leserin hat sicher bereits erraten, um welches Lokal es sich handelt:



Ich musste also in ein, unter Garantie auf einem Aborigines-Friedhof erbautes, Etablissement, in dem erwachsene und, das möchte ich extra betonen, wahlberechtigte Menschen sich so verhalten, wie sie glauben, dass Deutsche sind. (Zum Thema Wahl noch ein fact: In Australien herrscht Wahlpflicht.)

Zuerst einmal: KEINER sollte sich wie ein Deutscher verhalten wollen. Das passiert höchstens ab und zu, wenn das Bier halt stärker war.

Zweitens: Das, was ich dort sehen musste, wäre nicht einmal am Oktoberfest erlaubt.

Drittens: Welcher subalterne Arsch glaubt denn wirklich, dass ein Yodel-Contest (brrrrrrr) eine lustige Idee ist.

Wenigstens gab es Stiegl und ich machte es zu meiner Mission, alle verlorenen Seelen dazu zu bringen, wenigstens einmal ein gutes Bier zu trinken.

Doch back to my yodel-roots. (Ich nehme ja die Taz-Kritik sehr zu Herzen.)

Nachdem ich es nicht geschafft habe zu erklären, dass Österreich und Deutschland nicht ident sind und, ja, man auch bei uns jodelt, wurde ich auf die Bühne verschleppt und in Bierdunstgegröle dazu aufgefordert, doch ein Ständchen zu geben.

Meine angeborene Schüchternheit ließ mich sofort erröten und ein besonders lustiger Herr schreit doch allen Ernstes etwas wie (frei übersetzt): mach schon, ihr Deutschen und Österreicher gehört doch eh zusammen. Das war dann doch ein wenig starker Kanaster, den es zu schmauchen galt.

In meiner mir eigenen freundlichen, wenn auch direkten und bestimmten Art habe ich dem Herrn dann mitgeteilt, dass ich den Teufel tun werde und hier anfangen werde zu jodeln, wenn es nicht gewürdigt wird, dass es kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern gibt, ich aber gerne bereit sei "God saves the queen" oder "Oh Britannia" anzustimmen, damit die Australier wissen, wer eigentlich ihr Lehensherr sei. Mein gut gemeintes Offert wurde abgelehnt.

-CUT-

Zwei Minuten später befand sich mein Rugbyteam in leicht geknickter Laune auf der Straße. Zum Glück passiert dergleichen öfters, deshalb gibt es einen traditionellen Notfallplan:

Derjenige, der Schuld am Rauswurf trägt, muss solange für Bier sorgen, bis ein neues Pub gefunden wird. Das klingt in einer Stadt, in der jedes zweite Haus ein Pub ist, zwar leicht, aber versetzen wir uns in die Lage der Türsteher: Wenn ein Rugbyteam noch vor Mitternacht, aber bereits sichtlich alkoholisiert, auf der Suche nach einer Bar ist, bedeutet dies, dass es von woanders bereits entfernt wurde. Er muss also kalkulieren, ob die Herrschaften noch soweit nüchtern sind, dass ein etwaig auftretender Schaden mit den Einkünften von noch zu konsumierenden Bier zumindest abgedeckt wird. Dank der Profitgier durften wir in die Brooklyn-Bar. Ein Hoch auf den Kapitalismus!

-CUT-

In der besagten Bar gab es einen wichtigen Unterschied. Keiner hat versucht zu jodeln. Ich fühlte mich also wieder wohl und wollte ein Stärkungsgetränk an der Bar ordern, wo ich folgende, vollkommen sinnlose Bestellung mitanhören musste:

Barkeeper: What´s it gonna be, gorgeous?

Dame: A diet coke and doubled vodka!

Wer tut soetwas? Wenn ich abnehmen will, spare ich doch nicht am Cola!

An folgender Beobachtung lasse ich euch noch teilhaben:

Damen in Bars sind meist sehr skimpy. (Ein kapitales Wort!)
Doch auch hier gibt es Verschiedenheiten zu Europa. Während bei uns eine Dame auf Lepschi es absolut untragbar fände, wenn man unter ihren Rock linst, gehört dies in Sydney zu guten Ton. Es dürfte als Synonym für: "Du siehst heute aber hüsch aus." verwendet werden. Um es geneigten Herren auf der Balz zu erleichtern, trägt Frau von Welt manchmal einfach keinen Rock mehr. Das kann schon mal irritieren. Dafür gilt es als unschick, das Décolté zu präsentieren und als sexual harressement, wenn man in Ausschnitte blickt. (Ich habe eine genaue Instruktion von Ron und Sammi bekommen, wie ich mich zu verhalten habe.) Das Ergebnis ist also ein in Strumpfhosen bekleidetes Mädchen, das dafür einen hochgeschlossenen Pulli trägt. (Ich schreibe absichtlich "Mädchen", Personen in meinem Alter sind normalerweise bereits verheiratet, vielleicht auch schon geschieden.) In solchen Situationen hört man ein leichtes: "So würde ich meine Tochter nicht aus dem Haus gehen lassen!", doch ist es am Ende des Abends doch bemerkbar, dass über einer Zufallshäufung hinaus solche Damen alleine in der Ecke saßen. Für mich war das nicht unverständlich, weil ein solches Outfit ungefähr so spannend ist, wie für einen Tafelklässler eine durchsichtige Schultüte.Vielleicht war auch das Diet-Coke schuld.

Sonst war ich noch in Bondi-Beach! Ist gar nicht so toll. Dafür war das Aroma-Festival in den Rocks ganz grandios, mit kostenlosen Probierbechern für Kaffee, Tee, heisse Schokolade,... hmmmm!

Mein heutiges Geburtstags:"AARRRGH" geht an: Pollo und Pipi!
Hurra! Hurra! Hurra!

Donnerstag, 3. Juli 2008

Nachtrag World Youth Day

Eine Gruppe schwuler und lesbischer Katholiken wird am World Youth Day Kondome aus Protest gegen die Einstellung des Papstes zur Homosexualität verteilen. Das nenne ich einmal Protest.


A propos Protest:

Auch Scientology hat sich zu Wort gemeldet und will auch irgendwas. Wahrscheinlich Geld. Die sind hier aber noch unbeliebter als die römisch-katholische Kirche und müssen immer wieder Demonstrationen vor ihren Toren erleben.

Nicht am Bild: Links neben The little Mermaid und Scientology ist das Sydney Fire Department HQ. Auch nett...
Und für alle, die immer noch nicht wissen, woran John Travolta glaubt, hier ein kleiner Leitfaden.
Herzlichen Dank.

Ratzinger vs Rudd

Das Treffen der Giganten!

Mitte Juli treffen sich für eine Woche jugendliche Christen aus aller Welt zu den World Youth Days. Diese finden glücklicherweise dieses Jahr in Sydney statt, weswegen alle ein wenig aus dem Häuschen sind.

Meine "Arbeit" mit eingenommen, da der Herr Schönborn ein Treffen mit Jugendlichen angekündigt hat, das von der WKÖ mitorganisiert wird.

Seine Heiligkeit der Papst ist nicht unbedingt der beliebteste Mensch in wehendem Gewande und die katholische Kirche auch nicht besonders bedeutend. Das liegt daran, dass die einzig nennenswerte römisch-katholische Volksgruppe die irischen Einwanderer, aka Convicts, sind, die jedoch aufgrund der Repressalien zu den Zeiten, auf denen sie auf Hulks leben mussten, oftmals den Papst mit der englischen Königskrone tauschten. Ob man dabei auf der Gewinnerseite steht, kann jeder selber entscheiden.

Hulks sind übrigens Gefängnisschiffe, auf denen man auf die Deportation in die Kolonien gewartet hat, sozusagen eine kleine Einstimmung auf das Leben auf See.

In der Gegenwart haben australische Kriminologen (bitte nicht mit Kriminalisten zu verwechseln) diese launige Tradition wieder aufleben lassen und planen eine Vielzahl an modernen Prison ships. Ich schwelge ja immer in meinen Erinnerungen an die Floridsdorfer Gemeindebauten.

Mein persönlicher Lieblingsartikel zum Thema WYD: World Youth Day will be a boost for sex industry!

Aber eigentlich habe ich euch ja versprochen über "Shouts" zu berichten. Ich lasse also mein einmaliges Erlebnis weg, wie ich auf der Sydney Biennale 2008 einen Flammenwerfer benuten konnte (großartige Kunst so am Rande) und widme mich kurz australischem Trinkverhalten.

Australier trinken anders, als die anderen, vor allem aber früher. Da der Arbeitstag lang und anstrengend ist und es keine U-Bahnen gibt (so weit ich weiß, in keiner einzigen Stadt down under), dauert die Heimreise ewig. Während ich beispielsweise in 10 Minuten in der Früh ins Büro komme, brauche ich für den Rückweg ca 1 Stunde. Das ist nicht so propper, wenn man noch ein Schooner, zumindest aber ein Tinny heben will. Deswegen trifft man sich an Wochentagen so um 5 zum ersten Bier, ist spätestens um 9 unansprechbar, um 10 zu Hause und hat immer noch 9 Stunden Zeit, die Party im Hirn zu beenden. Eigentlich ein tolles System...

Nun sind Australier sehr verspielt. Es gibt in jedem Pub Quizabende, Singalongs, Football (dieser Begriff umfasst jeden Sport mit Ball), Freibier bis zu einem gewissen Punkt, oder ähnliche Aktivitäten. Dazu wird "Shout" gespielt. Dieses Spiel entwickelte sich deswegen, weil man keine "tabs" (also Rechnungen) in Pubs bekommt und immer sofort zahlen muss. Dafür fällt der tip (das Trinkgeld) weg. Toller Merkspruch: No tab - No tip!

Damit nicht ständig einer gerade an der Bar bestellen ist, ruft der durstigste Konsorte: "Shout!" Er holt für alle Trinkwilligen die nächste Runde und zahlt diese. Jeder, der mittrinkt, muss zumindest einmal diese Obligation zurückzahlen. Eine einfache Rechnung: 5 Leute spielen "Shout" - 5 Runden müssen getrunken werden.

Ich persönlich finde, dass die Regeln vielleicht schon zu simpel sind, aber die Australier spielen das ohne Unterlass.

Meine Shouthöhle wurde das Red Oak. Wie geil kann Bier denn noch werden, wenn es Oatmeal Stout gibt. Oder für die Damenwelt Framboise Froment.