Heute soll es unter anderem einmal um das Balz- und Feierverhalten unserer gefiederten Freunde aus dem Land, das ganz sicher nicht mehr Kansas ist, gehen.
Ich war nach dem grandiosen Erfolg der Sydney University über einen Gegner, der es nicht verdient hat, namentlich genannt zu werden, auf einer Party eingeladen. Wie nett, dachte ich mir. Als Ort wurde mir ein Pub names "Liobnbruu" genannt, welches in den Rocks liegt.
Die Rocks sind das älteste Viertel Sydneys, also ca 200 Jahre alt, und entbehren nicht eines gewissen Charms. Der geneigte Leser/Die geneigte Leserin hat sicher bereits erraten, um welches Lokal es sich handelt:
Ich musste also in ein, unter Garantie auf einem Aborigines-Friedhof erbautes, Etablissement, in dem erwachsene und, das möchte ich extra betonen, wahlberechtigte Menschen sich so verhalten, wie sie glauben, dass Deutsche sind. (Zum Thema Wahl noch ein fact: In Australien herrscht Wahlpflicht.)
Zuerst einmal: KEINER sollte sich wie ein Deutscher verhalten wollen. Das passiert höchstens ab und zu, wenn das Bier halt stärker war.
Zweitens: Das, was ich dort sehen musste, wäre nicht einmal am Oktoberfest erlaubt.
Drittens: Welcher subalterne Arsch glaubt denn wirklich, dass ein Yodel-Contest (brrrrrrr) eine lustige Idee ist.
Wenigstens gab es Stiegl und ich machte es zu meiner Mission, alle verlorenen Seelen dazu zu bringen, wenigstens einmal ein gutes Bier zu trinken.
Doch back to my yodel-roots. (Ich nehme ja die Taz-Kritik sehr zu Herzen.)
Nachdem ich es nicht geschafft habe zu erklären, dass Österreich und Deutschland nicht ident sind und, ja, man auch bei uns jodelt, wurde ich auf die Bühne verschleppt und in Bierdunstgegröle dazu aufgefordert, doch ein Ständchen zu geben.
Meine angeborene Schüchternheit ließ mich sofort erröten und ein besonders lustiger Herr schreit doch allen Ernstes etwas wie (frei übersetzt): mach schon, ihr Deutschen und Österreicher gehört doch eh zusammen. Das war dann doch ein wenig starker Kanaster, den es zu schmauchen galt.
In meiner mir eigenen freundlichen, wenn auch direkten und bestimmten Art habe ich dem Herrn dann mitgeteilt, dass ich den Teufel tun werde und hier anfangen werde zu jodeln, wenn es nicht gewürdigt wird, dass es kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern gibt, ich aber gerne bereit sei "God saves the queen" oder "Oh Britannia" anzustimmen, damit die Australier wissen, wer eigentlich ihr Lehensherr sei. Mein gut gemeintes Offert wurde abgelehnt.
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Zwei Minuten später befand sich mein Rugbyteam in leicht geknickter Laune auf der Straße. Zum Glück passiert dergleichen öfters, deshalb gibt es einen traditionellen Notfallplan:
Derjenige, der Schuld am Rauswurf trägt, muss solange für Bier sorgen, bis ein neues Pub gefunden wird. Das klingt in einer Stadt, in der jedes zweite Haus ein Pub ist, zwar leicht, aber versetzen wir uns in die Lage der Türsteher: Wenn ein Rugbyteam noch vor Mitternacht, aber bereits sichtlich alkoholisiert, auf der Suche nach einer Bar ist, bedeutet dies, dass es von woanders bereits entfernt wurde. Er muss also kalkulieren, ob die Herrschaften noch soweit nüchtern sind, dass ein etwaig auftretender Schaden mit den Einkünften von noch zu konsumierenden Bier zumindest abgedeckt wird. Dank der Profitgier durften wir in die Brooklyn-Bar. Ein Hoch auf den Kapitalismus!
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In der besagten Bar gab es einen wichtigen Unterschied. Keiner hat versucht zu jodeln. Ich fühlte mich also wieder wohl und wollte ein Stärkungsgetränk an der Bar ordern, wo ich folgende, vollkommen sinnlose Bestellung mitanhören musste:
Barkeeper: What´s it gonna be, gorgeous?
Dame: A diet coke and doubled vodka!
Wer tut soetwas? Wenn ich abnehmen will, spare ich doch nicht am Cola!
An folgender Beobachtung lasse ich euch noch teilhaben:
Damen in Bars sind meist sehr skimpy. (Ein kapitales Wort!)
Doch auch hier gibt es Verschiedenheiten zu Europa. Während bei uns eine Dame auf Lepschi es absolut untragbar fände, wenn man unter ihren Rock linst, gehört dies in Sydney zu guten Ton. Es dürfte als Synonym für: "Du siehst heute aber hüsch aus." verwendet werden. Um es geneigten Herren auf der Balz zu erleichtern, trägt Frau von Welt manchmal einfach keinen Rock mehr. Das kann schon mal irritieren. Dafür gilt es als unschick, das Décolté zu präsentieren und als sexual harressement, wenn man in Ausschnitte blickt. (Ich habe eine genaue Instruktion von Ron und Sammi bekommen, wie ich mich zu verhalten habe.) Das Ergebnis ist also ein in Strumpfhosen bekleidetes Mädchen, das dafür einen hochgeschlossenen Pulli trägt. (Ich schreibe absichtlich "Mädchen", Personen in meinem Alter sind normalerweise bereits verheiratet, vielleicht auch schon geschieden.) In solchen Situationen hört man ein leichtes: "So würde ich meine Tochter nicht aus dem Haus gehen lassen!", doch ist es am Ende des Abends doch bemerkbar, dass über einer Zufallshäufung hinaus solche Damen alleine in der Ecke saßen. Für mich war das nicht unverständlich, weil ein solches Outfit ungefähr so spannend ist, wie für einen Tafelklässler eine durchsichtige Schultüte.Vielleicht war auch das Diet-Coke schuld.
Sonst war ich noch in Bondi-Beach! Ist gar nicht so toll. Dafür war das Aroma-Festival in den Rocks ganz grandios, mit kostenlosen Probierbechern für Kaffee, Tee, heisse Schokolade,... hmmmm!
Mein heutiges Geburtstags:"AARRRGH" geht an: Pollo und Pipi!
Hurra! Hurra! Hurra!